Kein Durchblick in Laos

So stellt man sich eigentlich die Südsee vor - falsche Welt
So stellt man sich eigentlich die Südsee vor - falsche Welt

Nina schreibt:

 

 

 

Laos… wir sind jetzt fast zwei Wochen hier und es fällt mir schwer, dieses Land mit einem oder wenigen Worten zu beschreiben. Dinge und Bedingungen sind so gegensätzlich, so unterschiedlich, dass man kaum von „dem“ Laos sprechen kann. Um es deutlicher zu machen:

 

- Wir haben im Norden von Laos (Luang Namtha) Dörfer mit Hütten aus Stroh gesehen, die einfacher nicht sein könnten. Unser Guide von der Trekkingtour erzählte, dass die Menschen fünf Tage benötigen, um die Materialien zusammenzustellen und die Hütte dann innerhalb von einem einzigen Tag aufbauen. Auch das Dorf, das wir besuchten, erinnerte an das Leben in der Steinzeit. ABER: An vielen Häusern hängen Satellitenschüsseln, jedes Guesthouse hat (mehr oder minder funktionierendes) wifi und Handys hat sowieso jeder, selbst die Leute, die sich keine Busfahrkarte leisten können und unsere Plätze besetzen.

 

- Obwohl die laotische Gastfreundschaft in den Führern hochgelobt wird, erleben wir wenig davon. Es gibt unsagbar nette Menschen (wie die Besitzerin des Zuela Guesthouses in Luang Namtha) und daneben so viele, die uns nur abzocken wollen, in uns die Melkkuh schlechthin sehen. Und dann wieder solche Szenen: Wir fragen auf dem Nachtmarkt in Luang Prabang, wie viel ein kleiner Elefant kostet. Die Verkäuferin schaut kurz vom Handy auf, tippt die Zahlen in den Taschenrechner, hält ihn uns hin und spielt weiter am Handy. Sie war nicht die einzige, die scheinbar nicht daran interessiert war, Geld zu verdienen und sich wohl von unserem Ansinnen, etwas kaufen zu wollen, gestört fühlte.

 

Unser Guesthouse in Luang Prabang gehörte einer Familie. Der eigentliche Besitzer, ein 79jähriger Mann, erzählte uns, dass seine Frau und er 11 Kinder hatten, von denen 4 im Kleinkindalter oder früher gestorben seien. Sein Sohn, älter als wir, vermietet die Zimmer. Im Eingangsbereich schlägt er jeden Abend sein Bett auf der Sitzbank auf, auf der tagsüber die Gäste sitzen. Vor dem Haus sitzen tagein, tagaus die Frauen der Familie und spielen von morgens bis abends eine Art Bingo oder Lotto. Jede für sich. Ich frage mich, ob die Menschen so, wie sie leben, zufrieden sind, ob die Frauen keine Arbeit finden und ob der Gastwirtsohn nicht lieber ein eigenes Bett hätte?

 

- Ich empfinde Laos nach wie vor als recht französisch geprägt, auch wenn nur die alten Menschen noch Französisch sprechen. Wir bekommen wunderbares Baguette, gute Croissants und in den Geschäften in Vientiane gibt es jede Menge französischer Lebensmittel. Die Architektur in Luang Prabang und Vientiane ist großenteils französisch. Es gibt sehr schöne alte Häuser, z.T. Paläste. Deutlich schöner als die Bauten in Thailand. Im Gegensatz zu Thailand kann ich aber wenig laotische Kultur sehen. Es gibt kaum Vats oder andere sehenswerte Anlagen. Mag sein, dass es an der Geografie liegt: Laos erscheint mir als ein einziges Gebirge mit ein paar wenigen, an einer Hand abzählbaren, größeren Orten. Jedes Mal, wenn wir mit dem Bus oder Minivan unterwegs sind, bedeutet das kurvige Straßen ohne Ende. Es ist natürlich zu wenig Geld in diesem Land, um Tunnel oder Brücken wie in Alpenländern wie Österreich und der Schweiz zu bauen.

 

- Ich bin immer wieder überrascht davon, was hier abläuft. Wir trafen Birgit und Rolf, zwei sehr nette Menschen aus Köln, mit denen wir ein wunderbares Frühstück verbracht haben. Rolf erzählte von einer Tour tagszuvor: Das Boot, das für 12 Leute gebaut war, wurde mit 20 Leuten vollgestopft. Rolf weigerte sich vehement, andere stimmten ihm zu und sie hatten Erfolg. Als wir von Luang Namtha nach Luang Prabang fuhren, freuten wir uns zunächst, als uns der Hotelangestellte erklärte, dass wir für denselben Preis ein Minivan statt des Localbus nehmen könnten. Nachdem der Localbus von der Grenze nach Luang Namtha mehr einem Schrottmobil glich und der Fahrer zwischendrin Pause machen musste, um die Bremsen mit Wasser runterzukühlen, waren wir froh, diese Möglichkeit zu haben. Als wir am Hotel einstiegen, waren wir die einzigen. Welch ein Luxus!

 

Leider falsch gedacht: Nach ca. 10 Minuten hielten wir hinter einem anderen Minivan. Dieser hatte zwei Israelis und eine Ungarin „geladen“. Diese sollten in unseren Minivan, in dem wir und das Gepäck saßen, umsteigen. Die anderen weigerten sich. Was machte ihr Minivan- Fahrer? Er gab ihnen ihr Gepäck und ließ sie einfach mitten auf der Landstraße stehen. Keine Chance ein anderes Gefährt zu bekommen. Es blieb nichts anderes übrig: Sie mussten bei uns mitfahren- allerdings zauberte unser Minivan- Fahrer auf einmal noch eine weitere Sitzbank aus dem Kofferraum und lud unser aller Gepäck aufs Dach. Vorher hatte er dazu wohl keine Lust gehabt. Zu uns acht gesellten sich im Laufe der Zeit noch einige andere Mitfahrer, so dass es sehr eng wurde. Kurz vor Luang Prabang hielt der Wagen und der Fahrer fragte, ob er uns, wie vereinbart und bezahlt, am Busbahnhof rauslassen oder gegen Aufpreis ins Zentrum fahren solle. Nachdem wir alle den Busbahnhof wählten, wollte er uns weißmachen, dass wir bereits am Busbahnhof angekommen wären. Nun ist aber eine Landstraße kein Busbahnhof und wir waren nicht so unerfahren, dass wir ausgestiegen sind.

 

In Vientiane brachte ich die Wäsche zum Waschen. Der Rezeptionist nahm die Wäsche und das Geld in Empfang, stellte mir eine Rechnung aus und ging. Erst als ich schon aus dem Hotel draußen war, fiel mir auf, dass ich gar kein Rückgeld bekommen hatte. Als ich dann reinging und nachfragte, bekam ich es sofort. Nicht das einzige Mal, dass man versuchte, das Rückgeld einzubehalten.

 

Der Oberhammer in punkto „Übers- Ohr- hauen“ war aber der Nachtbus von Vientiane nach Phonosavan. Dadurch, dass wir fast eine Stunde zu spät abgeholt wurden (Tuk-Tuk passten übrigens statt der etwa 12 Leute auf einmal ca. 18), kamen wir reichlich spät am Busbahnhof an. Man scheuchte uns in den Sleeping bus. Unsere Plätze waren bereits belegt. Der Aufforderung, die Kinder könnten ja zu dritt auf zwei Plätzen schlafen, kamen wir nicht nach. Nachdem unsere Plätze frei geräumt wurden und alle anderen Plätze voll waren, wurde einfach eine Matratzenreihe in den Gang zwischen den beiden Reihen eröffnet. Statt der ca. 60 Plätze schliefen dann auf einmal ca. 68 Leute im Bus. Mehr Platz hatten wir dadurch natürlich nicht! Die Frau, die in der Mitte zwischen Jörg, Tim und Max, Domi saß, klaute munter drauf los. Bei uns Chipstüten, bei dem Herren über Jörg anderes.

 

 

 

Was ich geschrieben habe, klingt alles wenig erfreulich. Es ist aber ganz und gar nicht so, dass mir Laos nicht gefiele. Im Gegenteil. Wir hatten ursprünglich vor, nur zwei Wochen hier zu bleiben und dafür 4 Wochen in Vietnam zu verbringen. Nun haben wir es getauscht und ich freue mich sehr darüber. Die Landschaft und die Architektur sind wunderschön. Das Essen und das Angebot auf den Nachtmärkten gefallen mir deutlich besser als die Gegenstücke in Thailand. Laos ist ursprünglicher und gerade das macht den Reiz aus. Während in Thailand nur westlich aussehende Menschen auf Werbeplakaten zu sehen waren, sind die Werbeträger in Laos eindeutig asiatisch. Die Menschen sind viel hübscher und anmutiger als in Thailand. Die Sarongs, die die meisten Frauen kleiden, bestehen lediglich aus einem Stoffschlauch, den man umschlägt. Wie praktisch: passend für jede Konfektionsgröße und jedes Alter. Was will man mehr!

 

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Deine Schwester (Dienstag, 26 Januar 2016 23:57)

    .... wieviel ein kleiner Elefant kostet ????
    Jörg schrieb ja schon, daß Du ein wahres Organisationstalent bist, aber jetzt mal ehrlich: Wie hättet Ihr ein solches Tier nach Europa bekommen wollen ????
    (Nicht, daß ich den Wunsch nach einem eigenen Elefanten nicht bestens verstehen könnte, aber.... )

    Ansonsten: Hm.
    Irgendwie habe ich diesmal nicht wirklich ein eindeutiges Bauchgefühl beim Lesen Deines Berichtes. Muß ich mal in mich gehen, warum das so ist.

    Wichtig ist, daß es Dir und Deinen Lieben so gut wie nur möglich geht (armes Mäxle, hoffentlich ist er wieder richtig fit ) und ich weiß, daß Du gut auf Euch Alle achten wirst.

    Und an Deine Worte über das Leben in der Steinzeit werde ich denken, wenn demnächst die halbe Küche abgebaut und vermutlich auch unsere Toilette für einige Tage stillgelegt werden muß.... *haarerauf*


    Ich drück' Dich ganz feste


    immer Deine L.




  • #2

    Peter (Freitag, 04 März 2016 02:00)

    Liebe Nina,
    auch wenn der Titel fehlt, danke für dein Länderfazit. ;-)
    Eure negativen Erfahrungen wie Abzocke etc. macht dein letzter Absatz mehr als wett, du hast Recht, Laos scheint ein sehenswertes Land zu sein, wenn man die richtige "Brille" aufsetzt.
    Liebe Grüße an euch fünf
    von Peter&Martina&Paul