Von versteinerten Wäldern und Felsmalereien

5.06

 

Heute stehen tolle programmpunkte auf dem plan. Allerdings heißt es wieder lange fahren, obwohl die distanzen gar nicht so groß sind. Es geht wieder durch wüstensand, schotter, endlose wasserkulen (steil hoch, steil runter). Die monotonie der halbwüste wir nur durch ein paar esel, wildpferde oder eine farm durchbrochen. Nach 60 km erreichen wir die offizielle stelle des „versteinerten waldes“. Nach einem picknick bekommen wir eine begleitung, die im grunde überflüssig war. Wir mussten sie akzeptieren, unser guidr war allerdings mundfaul und lustlos. Das versteinerte holz, was in tausenden stücken umherliegt, ist eindrucksvoll. Der höhepunkt ist ein 30 meter langer versteinerter baum, der 260 millionen jahre an derselben stelle liegt. Es soll wohl eine pinie sein, die als treibgut einst zu diesem platz geschwemmt wurde, was man sich bei der wüste heute kaum vorstellen kann. Eine 1000 meter schicht eisberge hätten den baum so gut vakuumverpackt, dass er jetzt als versteinertes exemplar vor uns liegt, als seiner gerade gefällt worden. Was für ein unvorstellbares alter !

 

Nach dem highlight geht es nach twyfelfontein, die „zweifelhafte“ quelle. Früher versorgte eine quelle in einem wüstental die damara-bevölkerung mit wasser. Es war ein bequemes leben: die ebene war fruchtbar, die wasserversorgung gesichert und die felsformationen malerisch. Vor wilden tieren war man gut geschützt. So hatten die damaras genügend zeit für die kunst ! es entstand die größte dichte an felsmalereien und felsgravuren in namibia (und in afrika ?). die zeichnungen, die wir wieder in einer (eigentlich nicht gewollten) führung gezeigt bekommen, sind sehr lebendig. Ein 45 minutengang führt uns über die nun versiegte quelle (wasser kommt erst beim nächsten starkregen. Der letzte ist 4 jahre her) zu einigen zeichnungen. Schade, dass wir nicht alle zeichnungen sehen konnten. Auch hier hat man uns über die möglichkeit nicht aufgeklärt, dass man auf eigene faust das gelände erkunden kann. Die leute haben kein problem, einem ohne schlechtes gewissen ins gesicht zu lügen. Zumindest war die führung gut gemacht und die ausstellung am ende informativ.

 

 

 

Nach einer brotpause nehmen wir noch eine mitarbeiterin von twyfelfontein mit zu einem camp. Sie ist gut drauf und sehr freundlich, was uns bisher noch nicht so oft begegnet ist. Witzige, absurde szenen spielten sich zuvor ab: 3 frauen, die die autos bewachen, guckten uns während unserer brotzeit an, ohne eine miene zu verziehen. Die kinder schienen luft für sie (oder waren sie geschockt?). Auch auf den campingplätzen oder ferienwohnungen werden sie von den menschen nicht-europäischer abstammung gerne mal angeschnauzt oder konsequent rausgeschmissen (meist zu unrecht). Das waren wir in anderen ländern anders gewohnt. Ich empfinde das als befremdlich.

 

 

 

Zum abschluss möchten wir das „große loch“ sehen, das mitten in der wüste liegt. Zwar gibt es eine detaillierte wegbeschreibung, doch haben wir eine warnung aus twyvelfontein mitbekommen, man solle sich einen führer besorgen (klar, wir deutschen brauchen stets einen führer, heute schon zum dritten mal). Wir sollen in ein damaradorf fahren und nachfragen, was wir umgehend tun. Beim dorf empfängt uns eine barbusige frau in traditioneller kluft:unten ein lederschurz und oben eben nichts. Hier schlug der „clash of civilisation“ voll zu. Ich hatte mich mental nicht darauf vorbereitet, nackt empfangen zu werden, das war alles. Sie rief simon zu uns, der mit seinem ziegenlederschurz und klappernder knochenkette fröhlich auf uns zugesprungen kam. Auch bei ihm war ich irritiert: er hatte einen großen deutschen corny-riegel in der hand, den er genüsslich stück für stück vertilgte. Das passte so gar nicht in das dörfliche gesamtbild. Später haben wir erfahren, dass er ihn von einem deutschen geschenkt bekommen hat.

 

Simon führte uns verlässlich zum „großen loch“, in das man unaufmerksam schnell mit dem auto hieinstürzen kann. Amerikaner seien dort 2003 hinabgestiegen, hätten das ende jedoch nicht erreichen können. Zur demonstration der tiefe wirft simon mehrere Male große steine hinein: kein aufprall, kein geräusch – sehr beängstigend. Respektvoll gucken wir in die tiefe röhre, dann fahren wir simon in sein dorf zurück. Als ich ihm erzähle, dass ich gerne in den bergen herumklettere und ihm von der spitzkoppe erzähle, ist er hoch erfreut und erzählt mir, dass er heute morgen auf den berg hinter dem dorf geklettert sei. Dort angekommen, lädt er die jungs und mich ein, eine klettertour zu machen. Was habe ich mir da wieder eingebrockt: steil geht es nach oben, die jungs in sandalen. Simon staunt über die kletterkünste von tim, der prompt an den steilhängen vorausklettert, was mir fast einen herzinfakt beschert (hatte ich mir in australien nicht geschworen, keine gefährliche klettertour mit den jungen mehr zu machen ?). es geht über tiefe felsspalten, felsengänge und hänge. Die aussicht oben ist überwältigend. Ein wahrhaft mystischer ort, der einen fantastischen blick über die anderen täler erlaubt.

 

Beim abstieg wetteifern die jungs, wer als erster den trupp anführen darf, was mir bei den gefährlichen passagen den rest gibt. Gott sei dank bekommen wir alle wieder heile vom berg herunter.

 

Tim ist von simons aussehen und seiner art so fasziniert, dass er gerne sein dorf sehen möchte. Sein cultural village kann man sich auch anschauen. Also planänderung:statt der rückfahrt geht es in das damaradorf, wo man für uns tanzt, uns zeigt, wie ziegenleder hergestellt wird, wie die häuptlinge gespielt haben (der einsatz:  frauen, krieg und frieden und ganze dörfer). Besonders eindrucksvoll ist das feuermachen mit eselkot, stroh und einem holzstäbchen.

 

Nach dem tag sind wir fröhlich beschwingt, es waren tolle eindrücke, die wir von den damaras mitnehmen durften.

 

Beim rückweg haben wir einen kräftigen umweg durch die wüste genommen und dabei einen tagesrekord aufgestellt: 82km kam uns kein auto, kein mensch, einfach nichts entgegen. Am campingplatz konnten wir uns wieder nichts warm machen (tag 4) und unsere brotdiät fortsetzen.

 

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