Ein Ausflugstag in Phonsavan

Heiße Quellen
Heiße Quellen

 

Jörg schreibt:

 

Am nächsten Tag kommt der Kälteschock. Was sich schon gestern andeutet hat, schlägt nun voll durch: Ein Sturm aus Vietnam trifft auf Phonsavan und die Temperatur fällt von 30 Grad in Vientiane auf 5 Grad in Phonsavan. Ein unglaublicher Temperaturunterschied, der uns zittern lässt. Ob der Sturm etwas mit dem Blizzard in den USA zu tun hat ? Laut Aussage unseres Gastgebers sei der Sturm ungewöhnlich, kommt allerdings alle paar Jahre. Was wir noch nicht ahnen werden, die Kälte bleibt uns in den nächsten Tagen erhalten.

 

 

 

Um 10 vor 9 stehen wir am Abfahrtsort für die Tour. Unser Guide lässt uns 30 Minuten in der Kälte stehen, das fanden wir nicht lustig. Fijitime (10 Minuten Verspätung) ist da noch pünktlich ! Obwohl wir alles Verfügbare angezogen haben, frieren wir im eisigen Wind. Nach einem Telefongespräch erscheint er dann endlich lächelnd. Warum er denn nicht pünktlich sei ? Antwort: Wegen der Kälte… Ein echter Witz.

 

Heute sind wir die einzigen Teilnehmer, ob die anderen den Wetterbericht gesehen haben ?

 

 

 

Los geht es mit der Ebene der Tonkrüge, 7 km von Phonsavan entfernt. Im Auto war es nicht wirklich wärmer, die Warmlüftung funktioniert in laotischen Fahrzeugen nicht. Bei den ersten Tonkrügen angekommen, peitscht der eisige Wind um die Nasen. Nina und die Kinder geben auf und gehen zum Auto zurück. Unseren Guide muss ich aus dem Auto holen. Er hatte keine Lust, uns bei der Kälte herumzuführen. Es tat mir ja herzlich leid, aber es war eben sein Job und ich bin nur einmal an diesem bizarren Ort.

 

Das Tonkrügefeld erinnert mich an die Steinfelder von Carnac in Frankreich. Auch hier weiß man nicht genau, wofür die Krüge verwendet wurden. Es gibt zwei Theorie: Zum einen wohl für die Aufbewahrung von Nahrungsmitteln, zum anderen für religiöse Zwecke.

 

Während des Vietnamkrieges waren auf dem Feld Soldaten stationiert. So ist  es wenig verwunderlich, dass die Amerikaner das Feld beschossen haben. Überall sieht man große Streubombenkrater. Eine Schande, dass dabei das historische Erbe der Region zum Teil irreparabel zerstört wurde.

 

Nach 10 Minuten wird es dem Guide zu kalt und ich setze den Weg auf den Berg alleine fort. Seine Erklärungen sind eh dürftig und einen Eindruck von der Ebene kann ich mir selbst verschaffen.

 

Die nächste Station ist ein Hmongdorf. Wir sehen Dorfbewohner, die trotz der Kälte ohne Socken herumlaufen. Allerdings wärmt sich, wer kann, an Feuerstellen,die überall lodern. Hier kann man die ursprüngliche Lebensweise der Menschen sehen, wie es vor 40 Jahren in auch in Thailand ausgesehen haben muss. Es gibt nur Holzhütten auf Stelzen, die – und darum sind wir hier -  aus Raketenhülsen aus dem Vietnamkrieg bestehen. Hier kann man eindrucksvoll sehen, wie Gras über die Kriegsschrecken wächst: Die Hülsen der Streubomben werden als Blumenbehälter verwendet.

 

Weiter führt uns unsere Fahrt zur Tham Pio-Höhle. Dort haben sich die Dorfbewohner der Region vor amerikanischen Bombenangriffen versteckt. Im Jahr 1968 haben die Amis im „Geheimen Krieg“ einen Volltreffer in der Höhle gelandet. 374 Frauen und Kinder starben, ein Kriegsverbrechen, für das die USA bis heute keine Verantwortung übernehmen. Die Laoten vergessen den Angriff nicht …

 

Unser kalter Tag nimmt noch ein warmes Ende. Wir fahren zu den warmen Quellen. Zunächst überlegen wir ernsthaft, es sein zu lassen. Bei der Kälte baden ? Wir trauen uns dann doch in das kochend heiße Wasser. Es ist herrlich und das erste Mal wärmen wir uns auf. Die Hotelduschen sind auch nur lauwarm. Leider hält die Wärme nicht lange an und wieder zurück in Phonsavan schlottern wir uns zum Hotel. It’s getting cold in here !

 

 

 

 

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Peter (Freitag, 04 März 2016 01:46)

    Lieber Jörg,
    sehr schade, von der nächsten historischen Schandtat zu hören in Laos, ein wirklich gebeuteltes Land. Umso beeindruckender zu lesen wie konsequent du im tiefsten Dschungel insistierst, deine Pläne umzusetzen, great respect! :-)
    Liebe Grüße
    Peter