Siam Reap

Angkor Wat
Angkor Wat

 

 

 

Unser gebuchtes Hostel, das Urban Jungle Hostel, war ein Griff ins Klo. Aber halt, es ist so dreckig, dass ich meine Hand nicht einmal in die Richtung lenken würde. Es war ein großer Fehler, 4 Übernachtungen im Voraus zu buchen. Sonst buche ich immer 2 Nächte, und dieses eine Mal … Schimmel, laute Musik direkt neben dem Fenster inklusive kiffender und lauter Gäste. Das ist kein Vergnügen. Wir sind schon vieles gewohnt, aber das Hostel ist grenzwertig: Im Bad gibt es einen Schacht, aus dem munter Stechfliegen kommen. Auch im Zimmer können ungehindert Moskitos durch den kaputten Lüfter kommen. Nach dem Duschen zieht die Feuchtigkeit nicht ab, so dass im stickigen Zimmer ein echtes Singapurerlebnis aufkommt und das Atmen schwerfällt. Vielleicht sollten wir auf das Geld verzichten und einen besseren Schlaf in einem anderen Hotel wählen. Die arme Nina wird um drei Uhr nachts von einem pseudo sich sich selbst verwirklichenden, jungen Gitarrenspieler aus dem Schlaf geholt. Auch die Trinkgemeinde denkt gar nicht daran, um Mitternacht leiser zu sein. „Das ist Kambodscha“ bekommt Nina zu hören. Aha, saufende Deutsche, die sich von morgens bis abends stets am selben Ort die Birne zudröhnen, das ist also der Stil von Kambodschaner ? Merkwürdig, dass wir das Land anders kennengelernt haben. Vielleicht verwechseln sie es mit dem Oktoberfest.  Hier treffen Welten aufeinander. Ihre Welt sei ihnen gegönnt, aber sie müssen ja auch nicht um 6.30 Uhr mit Kindern aufstehen. Ach ja, ein Hund bellte neben unserem Fenster bei jeder Bewegung, zwei kleine Kinder schrien permanent. Das machte es perfekt.

 

 

 

Nun aber zu positiveren  Dingen: Angkor Wat. Am ersten Tag haben wir uns ein Tuk-Tuk gemietet. Die Tuk-Tukfahrer haben einesein Tendenz, nicht die Route zu fahren, die man ihnen vorgibt. Sie nehmen die, die am wenigsten Sprit verbraucht. Wir beginnen gleich mit einem Kracher: dem Bayontempel. 216 Steingesichter schauen einen aus jedem Winkel an. Die Tempelwände sind voll mit Verzierungen und Bildern. Der Aufbau der Gänge im Inneren ist verschachtelt. Indiana Jones lässt grüßen. Ein echtes Tempelhighlight ! Hier könnte man Stunden verbringen. Wegen den Kindern verzichten wir auf eine Führung, die schon für 10 $ zu haben wäre. Es würde Seite um Seite dauern, alle Tempel zu beschreiben, die wir gesehen haben. Nur so viel: Jeder Tempel hatte seinen eigenen Charakter und Geschichte. Sie waren es wert, alle besichtigt zu werden. Angkor Wat, das Nationalheiligtum, ist beeindruckend, aber für mich persönlich kein neues Weltwunder. Mag der Tempel der größte der Welt sein und die Ausmaße und Gestaltung beeindruckend. Der Tempel, bei dem mir das Herz stärker klopfte war Preah Khan. Es war ausgerechnet der letzte Tempel, den wir besichtigt haben, der mich umgehauen hat. Nicht der Ta Prohm-Tempel, auch bekannt als Tomb-Raider-Tempel, in dem Angelina Jolie als Lara Croft ihr Unwesen trieb, war der Höhepunkt. Viel besser konnte man am Preah Khan sehen, wie die Natur sich die Tempelanlage einverleibt hat. Hier stehen  Bäume auf den Mauern, kein Stein liegt auf dem anderen und der Tempel strahlt eine mystische Atmosphäre aus, die beim Ta Prohm durch tausende Touristen längst verloren gegangen ist. Abends ist der Tempel nahezu menschenleer. In der Abendsonne liegt ein Zauber auf der riesigen Anlage, die größtenteils noch der Urwald im Griff hat.

 

Tim und Nina sind mittlerweile zum Tuk-Tuk zurückgegangen. Sie haben echt was verpasst. Allerdings war es der x-te Tempel, die Sonne brennt gnadenlos vom Himmel und die Aufnahmekapazität ist verbraucht. Wer kann es ihnen verübeln. Schade, dass ich die schönen Momente nicht komplett mit ihnen teilen konnte. Maximilian und Dominik sind gleich bei Tuk-Tukfahrer geblieben.

 

Die Kinder interessiert die Tempel kaum, sie kämpfen lieber mit Stöcken, die herumliegen oder buddeln in der Erde. Toll fanden sie, dass wir vierblättrige Kleeblätter beim Neak Poan gefunden haben ( alle Kleeblätter sind hier vierblättrig). Weniger schön fanden sie, dass ihnen der steile Aufstieg zu Tempel untersagt wurde.  Die steilen, schmalen Treppen sind wirklich gefährlich und – wie sollte es in Kambodscha anders sein- stets ohne Absicherung.

 

 

 

Am Abend sind wir fix und alle. Die Hitze und Luftfeuchtigkeit sind nicht einfach zu ertragen. Schon morgens um 9 kann man das T-Shirt auswringen. So haben wir nach dem Besichtigungstag stets einen Tag Pause gemacht, um den Akku im doppelten Sinne wieder aufzuladen.

 

 

 

Was bleibt für ein Eindruck ? Angkor Wat ist voll von Touristen, allerdings verteilt es sich auf der Riesenfläche der Tempel. Angkor gilt zu Recht als die größte Sehenswürdigkeit Asiens. Auf jeden Fall sollte man sich mehrere Tage nehmen, um die Stätten genügend würdigen zu können und vor allem um Pausen einzulegen. Wie können Leute die Anlage an einem Tag anschauen ? Unmöglich ! Angkor Wat haben wir zwei Mal angeschaut. Zu unterschiedlichen Zeiten entsteht ein anderer Eindruck von der Anlage. Als wir mit dem Tuk-Tuk in der Abendsonne quer durch die Anlage fahren, zurück nach Siam Reap, vorbei an den schönsten Stätten der Anlage, da kommt ein beseeltes Gefühl auf. Es war wunderbar, sich von der Dimension und der Schönheit der Anlagen ein Bild zu machen. Ich glaube nicht, noch einmal hier wieder zu kommen, so kann ich mich innerlich bei der Rückfahrt von Angkor Wat verabschieden. Wie schelmisch ein Kopf am Bayontempel grinst !!!

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Die bayrische Verwandtschaft (Sonntag, 06 März 2016 15:38)

    Ich lese das so oft, daß Eure Hotel eher gesundheitsgefährdend als erholsam sind - macht Ihr Euch nicht voher kundig, was auf Euch zukommt, bevor Ihr bucht ???
    Ihr habt doch alle paar Wochen mal Zugang zum Internet und könntet Euch informieren.

    Schön, daß Ihr auch diese Station gut überstanden habt, hoffentlich wird es jetzt wieder besser...

    ganz liebe Grüße


    L. mit allem Anhang

  • #2

    Peter (Montag, 07 März 2016 01:06)

    Angkor Wat, auch wenn ein Touri-Ziel, ein Traum, das möchte ich auch gern sehen, eine unglaublich schöne Tempelanlage mit Details für viele Tage! :-) Hast du schön beschrieben, Paul wäre genauso "begeistert" ;-), herrlich! :-)
    Liebe Grüße
    Peter

  • #3

    Holger (Dienstag, 08 März 2016 00:11)

    So schön, die Beschreibung deiner Eindrücke von Angkor Wat! Wie wunderbar die Eindrücke von "Preah Khan". Wish I would be there...
    Holger