Nachtbus nach Phonsavan (Lissabon wäre mir lieber gewesen)

An jeder Ecke zeigt man Flagge im kommunistischen Laos
An jeder Ecke zeigt man Flagge im kommunistischen Laos

23.01.

 


 

 

Jörg schreibt:

 

 

 

Die Fahrt mit dem Nachtbus war eine Geschichte für sich, unvergesslich und anstrengend. Zum Anfang: Wir haben schon einige Traveller kennen gelernt, die mit dem Nachtbus unterwegs waren. Was ich vergessen habe zu fragen: Wie haben sie es geschafft, während der Fahrt zu schlafen ??? Die Idee, über Nacht zum nächsten Ziel zu fahren, fanden wir gut, aber konnte das mit den Kindern gut gehen ? Ob der Bus eine Toilette haben würde ?

 

So haben wir uns in der Reiseagentur nach einem Preisvergleich von Straße zu Straße (Vergleich lohnt sich bei 5 Personen, 125000 Kip Unterschiede) Tickets erworben.

 

 

 

Abends um 18 Uhr sollte uns ein Tuk-Tuk abholen bei der Agentur. Um 18.45 Uhr war immer noch niemand zu sehen, angeblich zu viel Verkehr. Irgendwann tauchte der Fahrer dann auf und dann hieß es laufen zum Tuk-Tuk. Nachdem wir uns in die letzte Reihe gequetscht haben mit Sack und Pack, fuhren wir trotz der Zeitnot noch zahlreiche Seitenstraßen ab, um jeden Zentimeter auszufüllen. Am Busbahnhof hetzte der Fahrer wieder weiter und schob uns zu einem Schalter. Ein fluchender Franzose bat noch darum, vorgelassen zu werden. Der Arme wurde von den Mitarbeitern des Busterminals völlig alleine gelassen. Er hat wie wir ein Busticket in einer Agentur gekauft, das aber nicht anerkannt wurde (ohne Erklärung). So etwas ähnliches hatte ich bei uns befürchtet, weil so gut wie nichts auf dem Zettel stand. Während unser fluchender Franzose fast durchdrehte, erkundigte ich mich bei einem Mitarbeiter, ob wir in der richtigen Reihe stehen würden (Abfahrt in 5 Minuten), was er bejahte. Als wir an der Reihe waren, um unser Ticket einzulösen: „Sie stehen am falschen Schalter“ und zeigte stumm nach nebenan, wo wir uns wieder einreihten (Abfahrt 2 Minuten). Das war auch wieder der falsche Schalter und der Beamte zeigte auf die andere Seite des Schalters, wo ich mich dann auch postierte. Es machte aber keiner der Bediensteten ein Fenster auf (Abfahrt 1 Minute). Wieder auf der anderen Seite (der Franzose schien aufgegeben zu haben) wurde uns dann endlich gesagt, dass wir mit dem Ticket direkt in den Bus einsteigen könnten. Keine Sekunde zu früh, just in time. Unser Gepäck wurde in den Gepäckstauraum gequetscht. Als ich in der Aufregung mir den Bus angeschaut habe, traf mich der Schlag. Wo, in aller Welt sollten wir in dem Bus schlafen ? Ich musste erst einmal nachfragen, ob das der richtige Bus sei. Das war er, leider… 

 

Unsere Plätze wurden, typisch laotisch, besetzt und die Besetzer hatte keine Lust ihr Plätzchen zu verlassen. Der Busorganisator hatte alle Mühe, die Damen zum Gehen zu bewegen. Solange durften wir mit unseren Rucksäcken uns im engen Gang begaffen lassen. Die Kinder sollten (wie üblich) bei uns schlafen. Das war in einem Bereich 1,20 Meter Länge, 1,50 Meter Breite kaum möglich. Wir bestanden wie immer auf die bezahlten Plätze, was dann auch akzeptiert wurde. Man kann es ja probieren. Nach 5 Minuten waren wir auf unserem Platz

 

Wir hatten definitiv zu viele Rucksäcke dabei, so blieb in Größe des Schuhkartons noch  weniger Platz. Um es kurz zu machen: Nina und ich konnten nicht wirklich schlafen. Nina musste sich den Platz mit einer Frau teilen. Umringt wurden wir von Laoten, die neben – über – nur nicht auf uns schliefen, waren wir umgeben von Käsefüßen, lautem Laotengebrabbel, Musik aus dem Handy und einem lustigen Farblampenband. Genau die richtige Zeit für ein Hörspiel. Nach einer halben Stunde gab der MP3 den Geist auf und so musste ich auf den „Hahnenkampf“-Krimi verzichten. Mist. Wer glaubte, es seien alle Passagiere an Bord, der irrte. Nahezu stündlich hielt der Bus nach Phonsavan, um neue (illegale) Passagiere an Bord zu nehmen. Die Plätze im Bus waren ja mehr als besetzt. Grinsend nahm eine ältere Frau neben mir Platz. Wenigstens verschwanden die Stinkefüße eines anderen Reisenden vor meinem Gesicht. Die Frau benahm sich, als das Licht ausgegangen war, mehr als merkwürdig (ob sie mit komischen Handbewegungen Geister vertreiben wollte ? Keine Ahnung). Am Ende ihrer Zeremonie (oder Gestik aus Langeweile) hielt sie noch ein brennendes Feuerzeug hoch. Na ja, jedem das seine.

 

Die Kinder schliefen mittlerweile tief und fest. Das war prima, so wurde keinem schlecht. Durch die Fahrt wurden die Körper hin und hergeschoben. Wie soll man so in den Schlaf kommen. Ich erinnere mich an einen Franzosen, der in Luang Namtha ein paar Bier vor der Fahrt getrunken hatte. Jetzt wurde mir klar warum.

 

Den Schlaf hatte ich aufgegeben, jetzt döste ich vor mich hin. Die alte Frau neben mir raschelte von Zeit zu Zeit mit Plastiktüten, was mir auf die Nerven ging. Was verpackte sie da eigentlich ? Am nächsten Morgen wurde es deutlich: Alles, was sie so bei den Passagieren hat mitgehen lassen. Ein Passagier forderte seine Essenssachen zurück und bediente sich an ihrer Tüte. Mir fiel dann nach einem Kontrollblick in den Rucksack auf: Sie hat 2 Chipstüten mitgenommen. Als ich sie darauf aufmerksam gemacht habe, dass sie uns beklaut hat, grinste sie mich nur gleichgültig an und guckte geradeaus. Ihre Lebensmittel hat sie übrigens bei unseren Kindern geparkt. Als dann noch ihre Wasserflasche auf Maxis Platz ausfloss, motzte ich sie höflich an. Keine Reaktion. Es hatte keinen Zweck. Sollte sie doch mit den Chipstüten vondannen ziehen. Sie schmecken sowieso grauenhaft hier in Laos. Nur die Kinder würden am nächsten Tag sauer sein.

 

6.30 Uhr Ankunft: Die Kinder waren sauer auf die Frau. Sie kann froh sein, dass sie um 6 den Bus verlassen hat. Ankunft am Nam Chai Guesthouse.

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Die bayrische Verwandtschaft (Dienstag, 26 Januar 2016 23:35)

    Okay, das ist jetzt der Punkt, an dem ich Euch nur noch bewundern kann - wäre mir so ein Nachtbus passiert, wäre meine nächste Handlung der Weg zum Flughafen und ab nachhause....
    Andererseits: Was kann Euch im Leben noch groß erschüttern, nachdem Ihr DAS überstanden habt ?!?


    Liebe Grüße und Umarmungen
    in die ganz weite Ferne,
    paßt auf Euch auf, Ihr Lieben !


    L. mit allem Anhang

  • #2

    Peter (Freitag, 04 März 2016 01:40)

    Ein solcher Nachttrip mit den Kiddis trotz eurer wachsenden Erfahrung, gelinde gesagt: sehr mutig geplant ...