Das Erbe des "Geheimen Krieges" in Laos

Das Erbe des "Geheimen Krieges" in Laos
Das Erbe des "Geheimen Krieges" in Laos

20.01 / 21.01

 

 

 

Jörg schreibt:

 

 

 

In Vientiane gibt es nicht viel zu entdecken. In den Straßen gibt es jede Menge  Restaurants, die Lust auf einen Spaziergang machen. Ansonsten gibt es Zeit und Muße, einen „Spiegel“ zu lesen, den wir in Luang Namtha bekommen haben. In vielen Hotels gibt es Tauschbörsen für Bücher oder Antiquariate. Obwohl wir Gepäck abbauen wollten, wird es durch die Bücher mehr Schleppgewicht. Unsere neuesten Erwerbungen: Tolstois Anna Karenina ( etwas zu umfangreich, aber ein guter Zeitvertreib), eine Biographie von Leni Riefenstahl, einen Birma und Kambodschaführer. Die Laoten machen alles zu Geld, was Traveller liegen lassen. Unsere MP3 -Player leiden immer mehr. Bei Dominik ist das Display kaputt, alle Lieder sind hoch und runter gehört. Einzig die Ebooks sind aufgefrischt und neue Bücher heruntergeladen.

 

 

 

Gestern waren die Kids mit mir beim Frisör und haben nun endlich wieder eine pflegeleichte Frisur, die ihnen gut steht. Außerdem stand für sie Unterricht an.

 

Sonstige Aktivitäten: Besuch der vietnamesischen Botschaft. Für uns kam ein 15 oder 30 Tagevisum in Frage. Das schien die Dame am Schalter nicht ganz verstanden zu haben, denn sie drückte uns fünf Formulare in die Hand, die wir gewissenhaft ausgefüllt haben, nur um nach einer halben Stunde zu merken, dass aktuell für ein 15 Tagevisum kein Antrag nötig ist. Na prima. Aber immerhin erspart es uns Visumskosten.

 

Auf dem Rückweg haben wir das Siegesdenkmal Patuxay besucht. Hier wurden Gelder von den USA verbaut, die eigentlich für den Bau eines neuen Flughafens bestimmt waren. Wenn man sich die Geschichte von Laos anschaut, dann kann man die Laoten gut verstehen. Überall wehen kommunistische Flaggen. Dennoch hat man nicht das Gefühl, dass die Laoten voller Groll sind. Im Gegenteil: Mit ihrer ruhigen, bescheidenen und zurückhaltenen Art erscheinen sie sehr besonnen. Dabei hätten sie allen Grund dazu, amerikanische Touristen nicht zuvorkommend zu behandeln. Ein Besuch im Cope-Zentrum, einem Zentrum, das klinische Beratung, Rehabilitationsprogramme, Prothesen, usw. für Kriegsopfer während und nach dem „Vietnamkrieg“  zu Verfügung stellt, macht deutlich, was die Amerikaner hier verbrochen haben. Mir war bis jetzt nicht klar, dass in diesem Land mehr Bomben gefallen sind, als in Vietnam, Kambodscha und in allen Weltkriegen zusammen. Die meisten der sinnlosen Angriffe ( eigentlich war es die Bombardierung des Ho-Chi-Minh-Pfads) trafen die Zivilbevölkerung, die sich hungernd in Höhlen verkrochen hat. Die USA haben dafür bis heute keine Verantwortung übernommen, ein Skandal, wenn man bedenkt, dass hier täglich (!) Kinder durch gefundene Streubomben ums Leben kommen. Wir mussten unseren eigenen Kindern einimpfen, nicht die Wege zu verlassen oder mit herumliegenden Sachen zu spielen. Es wird wahrscheinlich 100 Jahre dauern, bis in Laos alle Bomben geräumt sind. Cope sammelt Spenden und hilft allen, die unter dem Bombenterror bis heute zu leiden haben. Eine bewundernswerte Arbeit. Der Besuch des Zentrums hat mich sehr beeindruckt und mir klar werden lassen, warum Laos zu den 20 ärmsten Ländern der Welt zählt. Die Kinder haben wir mit dem Besuch des Cope-Zentrums verschont. Sie könnten die Hintergründe noch nicht verstehen.

 

 

 

Abends die Kinder vor der Glotze geparkt und mit Nina den Abend auf der Terrasse des Dhakarestaurants genossen.

 

 

 

                                                                                                      

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Peter (Freitag, 04 März 2016 01:18)

    Dieses Politikum ist der Hammer und eine Recherche wert, eine traurige neue Erfahrung. Und doch fand ich am schönsten deinen letzten Satz, den ich mir bildlich sehr gut vorstellen kann und trotz aller pädagogischer Erfahrung: gut gemacht! :-)
    Liebe Grüße auf die Terrasse
    Peter