Yaeh Man - Treffen mit dem Cowboy

Jörg schreibt:

 

Es ist Tag der deutschen Einheit und Deutschland so weit weg. Wo lag Deutschland noch Mal ? Der Tag der Abreise scheint Lichtjahre entfernt zu liegen und so langsam wird deutlich, was wir da gerade machen. Diese Gedanken gehen mir durch den Kopf, als ich diesmal alleine einen „Great Walk“ durch den Regenwald bei den Mapleton Falls mache. Es ist das erste Mal, einfach mal beim Laufen alle Gedanken passieren zu lassen und sich bewusst zu werden, welcher Film gerade läuft. Alleine unterwegs zu sein hat schon einen ganz anderen Charakter. Dennoch: Auch wenn die Kinder häufig stressig sind, das Erlebte mit der Familie gemeinsam zu erleben ist, war und ist einfach schön.

Mein Walk führt mich durch einen jungelartigen Regenwald. In meinen Gedanken versunken entdecke ich gerade noch eine Schlange aus dem Augenwinkel, die mir ihre Zunge ausstreckt. Glück gehabt, die Schlange haben wir im Billabong-Zoo bei Ballina gesehen, nicht ungiftig. Noch ehe ich den Fotoapparat gezückt habe, ist sie schon im Laub verschwunden. Während der Wanderung lasse ich nun den Blick nicht mehr vom Waldboden. Es sollten noch 2 weitere Schlangen kommen. Die weitere Tierbilanz: 2 Papageien, 2 Singvögel und diverse Echsen. Australiens Flora und Fauna ist so reichhaltig. Euphorisch und zufrieden trete ich den Rückweg an. Unterwegs begegnen mir mehrere Ranger von der Bergwacht. Anscheinend suchen sie jemanden. Beim 4. Zusammentreffen frage ich, ob und wen sie suchen: Jemanden, der genauso gekleidet sei wie ich. Nina hat doch wohl keine Vermisstenmeldung aufgegeben ? Als dann der Hubschrauber über mir auftaucht, gehe ich ein wenig schneller. Am Camper angekommen, schaut mich eine müde und entnervte Nina an. Die Kinder haben mal wieder Vollgas gegeben und Nina den Animator spielen müssen .

Die gesuchte Person war dann doch nicht ich, sondern ein vermisster Wanderer. Seine verzweifelte Frau tat mir Leid.

 

4.10.

Auf nach Gympie. Wir halten den Camper an unserem Bruce Highway, der uns ständig begleitet. Auf einem Gratis Restarea gibt es ordentliche Toiletten, eine Grillmöglichkeit und einen relativ ruhigen Stellplatz. Eigentlich wollen wir nur eine Nacht bleiben, es werden 4 Nächte. Das liegt auch an den netten Menschen, die wir dort treffen. Am ersten Abend gesellen sich der „Cowboy“ ( so nennen ihn alle) und Margaret zu uns an den Tisch. Der Cowboy sieht tatsächlich ein wenig so aus, Margaret wohnt in Gympie und besucht den Cowboy. Sie hat ein Herz für Aussteiger und Landstreicher, die zahlreich auf unserem Parkplatz verteten sind. Alle sind sehr sympathische und herzensgute Menschen. Wir lachen viel mit dem Cowboy und Margaret und auch die Kinder schließen beide schnell in ihr Herz. Mit Victoria Bitter und Strong Cider beschließen der Cowboy und ich den Abend.

 

Nach meiner schönen Wanderung wird es Zeit, Nina eine Auszeit zu gönnen. Wir fahren zum 80 km entfernten Rainbow Beach, in dem gleichnamigen Ort. Wieder Mal erwartet uns eine feiner Sandstrand und hohe Wellen. Ich tobe mich mit den Kindern stundenlang in den Wellen aus. Die Australier sind einfach gesegnet mit hunderten Superstränden. Die Kinder entdecken einer nach dem anderen die Surfboards. Maximilian kennt keine Angst mehr und kämpft sich locker durch die höchsten Wellen. Auch Domi und Tim genießen mehr und mehr den Geschwindigkeitsrausch der Wellen. Abends geht es zurück auf den „Six Mile Creek Rest Area“ bei Gympie.

Da der Tag so gelungen war, gehen wir an den nächsten beiden Tag noch einmal zum selben Strand. Am 6. 10. buchen wir nach langer Überlegung eine Fraserisland-Tour. Die Entscheidung war aufgrund des (wieder einmal) hohen Preises nicht leicht. Gerade bei den beliebten Ausflugszielen gibt es für Familie keine finanzielle Gnade. Der Preis sollte ursprünglich nochhöher sein. Wir gehen deshalb in ein Reisebüro, um in dem Jungel der Preise einen Überblick zu bekommen und können noch ein wenig am Preis drehen.

 

Am letzten Tag in Gympie treffen wir morgens Margaret beim Aldi. Spontan verabreden wir uns für den Abend beim Parkplatz. Als wir abends erschöpft von unser Badetour am Rainbow Beach kommen, haut uns der Empfang um: Margaret hat Würstchen besorgt, Salate gemacht und den Tisch geschmückt. Nina macht noch fix einen schwäbischen Kartoffelsalat und los geht die Feier. Was für liebenswürdige Menschen, die, obwohl sie uns kaum kennen, sich so um uns bemühen. Als wir noch ein Karte von Margaret bekommen, sind wir gerührt. Das haben wir in Deutschland nicht oft erlebt…

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Kommentare: 1
  • #1

    Peter (Dienstag, 13 Oktober 2015 00:22)

    Das war mal ein besonderer Beitrag von dir, lieber Jörg, danke dafür. Er erinnert mich auch an meine Urlaube, ihr unternehmt gerade etwas ganz besonderes ... be the Cowboy! :-)
    LG
    Peter